Eine Ayurvedakurim Geethanjali Ayurveda Madom
Yvonne Muller-Bruderer
kkkkk
wwwwwwwwwwDer folgende Text stammt aus meinem Tagebuch an meine Eltern und beschreibt die Ayurvedakur, welche meine Schwester Karin vom 3. - 21. Juli 2000 im Geethanjali Ayurveda Madom gemacht hat.
wwwwwwwwwwZur Vorgeschichte: Karin machte bereits vor zwei Jahren eine 7-Tageskur in einem Ayurveda-Resort in Thekkady. Sie war vom Resultat sehr befriedigt und beschloss schon damals, für eine intensivere Kur wieder nach Kerala zu kommen. Aufgrund der von uns persönlich gemachten guten Erfahrungen haben wir ihr das Geethanjali Ayurveda Madom von Dr. Gopika Remanan empfohlen.
wwwwwwwwww4 Wochen vor ihrer Abreise aus der Schweiz musste sie Dr. Gopika ihre Personaldaten inkl. Geburtsdatum, Geburtsort und genaue Geburtszeit sowie ihre Krankengeschichte zusenden. Die persönlichen Daten wurden dem Astrologen weitergeleitet, welcher die günstigsten Behandlungszeiten errechnete. Die Krankengeschichte über Karins Knieoperation benötigte Dr. Gopika zur Vorbereitung der Kur.
wwwwwwwwwwAm 1. Juli 2000 holten wir Karin vom Flughafen Trivandrum ab und brachten sie in unser Haus in Varkala. Sie sollte sich während zwei Tagen bei uns ausruhen und von den Reisestrapazen erholen. Es ist für den Patienten sehr wichtig, dass er eine Ayurvedakur ausgeruht beginnt.
Kurbeginn
wwwwwwww
wwwwwwwwwwZur Vorgeschichte: Karin machte bereits vor zwei Jahren eine 7-Tageskur in einem Ayurveda-Resort in Thekkady. Sie war vom Resultat sehr befriedigt und beschloss schon damals, für eine intensivere Kur wieder nach Kerala zu kommen. Aufgrund der von uns persönlich gemachten guten Erfahrungen haben wir ihr das Geethanjali Ayurveda Madom von Dr. Gopika Remanan empfohlen.
wwwwwwwwww4 Wochen vor ihrer Abreise aus der Schweiz musste sie Dr. Gopika ihre Personaldaten inkl. Geburtsdatum, Geburtsort und genaue Geburtszeit sowie ihre Krankengeschichte zusenden. Die persönlichen Daten wurden dem Astrologen weitergeleitet, welcher die günstigsten Behandlungszeiten errechnete. Die Krankengeschichte über Karins Knieoperation benötigte Dr. Gopika zur Vorbereitung der Kur.
wwwwwwwwwwAm 1. Juli 2000 holten wir Karin vom Flughafen Trivandrum ab und brachten sie in unser Haus in Varkala. Sie sollte sich während zwei Tagen bei uns ausruhen und von den Reisestrapazen erholen. Es ist für den Patienten sehr wichtig, dass er eine Ayurvedakur ausgeruht beginnt.
Kurbeginn
wwwwwwww
wwwwwUnd dann kam also der grosse Tag: Montag, der 3. Juli 2000, 06.45 Uhr. Pünktlich und mit einem "Knollen im Magen" (Originalton Karin) fuhren wir vor und wurden von der Familie Gopika erwartet. Auch für sie war es ein grosser Moment, ihren ersten ausländischen Kurgast willkommen zu heissen. Karin's Zimmer war wirklich hübsch hergerichtet mit dem Medizininalbett, einer dicken Baumwollmatratze, weil die Wurzelmatratze erst später kommt, hübsch bezogen, ein Tisch mit Stuhl, zwei echte Rosen als Willkommensgruss, ein grosser Schrank und dem kleinen sauberen Badezimmer. Die Bibliothek war schön eingerichtet und der absolute Hit ist die wunderbare Dachterrasse. Dort lässt es sich herrlich ruhen, dösen, lesen, schreiben und und und...
wwwwwwwKarins Programm begann sofort, damit die "gute Zeit" vor 07.15 noch ausgenützt werden konnte. Ich ging mit ihr in den Konsultationsraum zu Dr. Gopika zur ersten Untersuchung. Er sah sich ihr Knie genau an, Pulsdiagnose, Blutdruck messen und Gewicht in das bereits vorbereitete Patientenblatt notieren. Und schon war es Zeit für die erste Meditation im Madom. Vorher machten wir zusammen eine Pooja (Gebet nach hinduistischem Ritus). Dr. Gopika, der Yogalehrer, Karin und ich. Den Yogalehrer kannte ich bereits, weil er auch Laborant ist und die Blutproben nimmt. Karin sass ihm gegenüber auf einer Matte am Boden, Geetha und ich schauten zu. Er ist ein sehr sympathischer Mann und wir haben gleich den "Draht" zueinander gefunden. Obwohl Karin noch keine volle Stunde im Geethanjali war, konnte sie sich schon voll auf die Meditation konzentrieren und alles drum herum vergessen und loslassen.
wwwwwwwwZum Frühstück standen für Dr. Gopika, Hans, Karin und mich zur Auswahl Ideli und Sambar oder Toastbrot mit Confi bereit. Ich hatte nicht erwartet, dass sie auch ein europäisches Frühstück anbieten. Doch Karin haben die Idelis geschmeckt und nach einer stündigen Ruhepause war sie natürlich ganz gespannt auf ihre erste Massage.
wwwwwwwwwIch durfte zuschauen, wie sie von Dr. Gopika und Ashan (dem Masseur) behandelt wurde und Sumangala und Sindhu assistierten. 4 Personen für eine General Massage, das ist natürlich ein riesiger Aufwand! Ich war so fasziniert, dass ich gar nicht auf meinem Stuhl stillsitzen konnte. Ich stand immer um den Massagetisch herum und habe alles aus der Nähe mitverfolgt - es war so faszinierend! Dr. Gopika hat Karins Knie ganz sorgfältig massiert, weil er es selber spüren wollte, was da vor sich ging. Ich habe ihn persönlich noch nie bei einer Massage gesehen, aber er hatte uns davor schon gesagt, dass er Karins Behandlung nicht einfach dem Massagepersonal überlassen wolle. Bei ihr müssten verschiedene Faktoren beachtet werden und deshalb wolle er die Arbeit selber machen. Die beiden haben das wunderbar gemacht und auch Karin fand die Massage einmalig. Es ist doch schön, wenn sich 4 Leute um einen kümmern. Sindhu ist die Patientenbetreuerin und sie ist die Kontaktperson zwischen dem Arzt und dem Patienten. Sie hat alle Zeiten im Griff, holt den Patienten zur rechten Zeit zu den Behandlungen, hilft beim Waschen, bringt die Medizin und kümmert sich um ihn auch nach den Behandlungen. Sie serviert beim Essen, bringt Getränke auf die Dachterrasse und schaut immer mal wieder vorbei, ob alles in Ordnung ist. Sie ist noch etwas scheu, spricht etwas englisch, aber sie ist sehr nett und macht ihre Arbeit gut.
wwwwwwwwwNach der Massage wurde Karin auch mit einer Paste eingerieben, die noch etwas einwirken musste, dann wurde sie von Sumangala und Sindhu mit Medizinalwasser gewaschen und es gab das obligate Canni. Auch das schmeckte ihr und sie war total happy. Später durften wir bei einem "local patient" zuschauen, wie eine normale General Massage mit den Füssen gemacht wird. Für Karin war es natürlich äusserst interessant zu sehen, wie so eine Massage abläuft. Wenn man selber auf der Matte liegt, bekommt man die Massage aus einer ganz anderen Perspektive mit. Es war die gleiche Massage, wie Hans und ich sie regelmässig jede Woche geniessen.
wwwwwwwwwUnd schon war der Vormittag vorbei und es gab Mittagessen. Reis, zwei Curries, Pappadam und Salat. Schmeckte prima. Karin und ich assen alleine und später verzogen wir uns ins Zimmer während die übrige Familie das Mittagessen einnahm. Karin hatte ihre Koffer ja noch gar nicht ausgepackt. So lag ich also auf dem Bett und Karin hat ihre sieben Sachen verstaut und sich wohnlich eingerichtet.
qqqqqqqqqqqqqqDen ganzen Nachmittag verbrachten wir auf der Dachterrasse und Sindhu brachte uns immer wieder Getränke; Wasser, Zitronenwasser gesüsst mit Honig, Kokoswasser, Kaffee und Nüssli. Wir haben uns mit Geetha unterhalten und sie hat uns viel erzählt und erklärt. Von ihr erfahren wir immer wieder viele interessante Details über die Hindu-Kultur, ihr Leben, das Leben der Angestellten etc. Und natürlich haben auch Karin und ich viel Zeit für uns gehabt, denn auch wir hatten ja ganz viel zu bereden.
wwwwwwwwwEine solche Einführung ist natürlich ideal und ich werde mich auch für spätere Patienten zur Verfügung stellen, mit ihnen den ersten Tag zu verbringen. Das macht alles auch für die Familie Gopika einfacher und sie haben es auch enorm geschätzt. Karin war auch froh darüber und mir hat es Spass gemacht.
wwwwwwwwwKarins Tagesablauf wird in etwa so aussehen: 06.30 Tagwache - 06.30 - 07.00 Meditieren - 07.00 - 07.30 Morgentoilette - Tee trinken - anziehen 07.30 - 08.30 Yoga - 08.30 Frühstück - 10.00 Behandlung - Canni - ruhen 13.00 Mittagessen - frei - 15.00 Tee - 17.30 - 18.30 Yoga- und Meditation - 18.30 - 18.50 Besprechung mit Arzt - 19.30 Nachtessen - 21.30 Lichterlöschen.
Nach drei Tagen Kur
Gestern haben wir im Geethanjali Karin wieder getroffen. Es gefällt ihr super, sie fühlt sich total wohl, ist hell begeistert von den Behandlungen, geht völlig auf in ihren Yoga- und Meditations-Lektionen und ist rundum happy. Wirklich, sie geniesst ihre Ferien in vollen Zügen und sie fühlt sich als richtiges Familienmitglied. Sie wird auch dementsprechend behandelt und alle sind glücklich. Auch wir sind natürlich froh, dass es ihr so gut gefällt und Familie Gopika hat total den Plausch an ihr. Sie geben sich auch sehr viel Mühe mit Karin und tun alles, um ihren Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten. Sie ist so begeistert vom Yoga- und Meditationsunterricht, dass sie die Übungen auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz weiter machen will. Das Essen schmeckt ihr ausgezeichnet und sie spricht sehr gut auf die Behandlungen an. Sie nimmt fleissig ihre Medizin, nur mit dem "Ghee" am Abend hat sie so ihre Mühe. Weil das sooo grusig ist zum Einnehmen, bekommt sie danach immer ein kleines Schöggeli als Trostpflaster. Aber ohne Ghee geht's halt einfach nicht. Ihre beiden kleinen Narben am Knie sieht man kaum mehr und sie kann ihr Knie schon viel besser belasten. Aber wenn man von Dr. Gopika und Ashan massiert wird, muss man ja gesund werden! Sie hat inzwischen ihre "Wurzelmatratze" bekommen und sie schläft sehr gut darauf. Sie ist aber so dünn, dass es als Unterlage noch eine spezielle Baumwollmatratze braucht. Sonst wäre es einfach zu hart. Aber so geht es wunderbar und sie schläft gut und gesund! Bis am nächsten Mittwoch wird auch meine Matte hoffentlich fertig sein, so dass ich die beiden Nächte im Geethanjali auch auf der Wurzelmatte testen kann.
Mein Aufenthalt im Geethanjali
wwwwwwwwAm Mittwoch, 12. Juli hatte Hans um 07.00 Uhr in der Früh seine Massage im Geethanjali, während ich meine sieben Sachen in meinem neuen Zimmer versorgte und mich dort wie ein Feriengast einrichtete. Ich freute mich riesig auf die Tage mit Karin und auch sie hatte den Plausch, dass ich kam. Ich schaute Karin bei den Yogaübungen zu und war total beeindruckt, wie gelenkig sie ist. Da hätte ich nie und nimmer mithalten können. Ihrem Knie ging es ausgezeichnet und sie konnte es bereits voll belasten - ohne Schmerzen!!! Das ist ein voller Erfolg! Sie wird auch daheim mit den Übungen fortfahren, um ihr Knie so zu stärken, dass sie die grosse Kreuzband-Operation umgehen kann. Sie hat ein ganz tolles Verhältnis zu ihrem Yogalehrer und die zwei verstehen sich wunderbar. Überhaupt gab es kaum mehr sprachliche Verständigungsprobleme.
wwwwwwwwHans verabschiedete sich am späten Vormittag und mir ging es leider immer schlechter und schlechter. Savida hatte mich mit ihrem Fiebervirus angesteckt. Nach dem Mittagessen hatte ich Fieber und fühlte mich völlig schlapp. Ich habe mit Dr. Gopika gesprochen und ihn gefragt, ob Hans mich wieder abholen solle, damit ich Karin nicht auch noch anstecke. Aber er beruhigte mich und meinte, er wolle mich lieber im Geethanjali kurieren, weil ich da mehr Ruhe hätte als daheim. So liess ich mich herrlich verwöhnen, ging am Nachmittag eine Runde ins Bett, ich trank die diversen Medizine und Tränklein, die mal gut, mal weniger gut schmeckten und am nächsten Tag fühlte ich mich schon bedeutend besser. Ich hatte nur noch leichte Temperatur und bis am Abend war das Fieber ganz weg. Ich fühlte mich nur noch etwas schlapp, doch auch das bekam Dr. Goüika schnell wieder auf die Reihe. Er hat mir das Fieber immer anhand des Pulses gemessen, wirklich unglaublich. Karin und ich hatten in diesen Tagen herrlich Zeit, zusammenzusitzen, zu plaudern, grössere und kleinere Probleme auszudiskutieren und die neusten Stories auszutauschen, was man einander per Brief nicht gut schreiben kann und so verging die Zeit ganz schnell.
wwwwwwwNach drei Ruhetagen für Karin, begann ihr zweiter Behandlungsteil. Dr. Gopika ging extra zu einem speziellen ca. 10 km entfernten Tempel und hat dort für Karin eine Pooja gemacht. Der Priester betete während ihrer Behandlung jeden Tag für Karin und am Schluss durfte sie eine Abschluss Pooja machen. Aber davon später. Diese Pooja war ganz wichtig für Dr. Gopika, weil es sich bei Karin um eine sehr intensive Behandlung handelte. Sie wird 3 - 4 Jahre wirken und komme einer Operation gleich.
wwwwwwwKarin bekam sieben Tage lang eine ganz spezielle Behandlung um ihre Muskulatur zu stärken. Speziell für ihr Knie ausgerichtet. 620 Gramm einer speziellen Kräutermischung wurden in 16 Liter Wasser gekocht, bis nur noch 4 Liter Sud übrig blieben! Das heisst, dass von morgens bis abends das Kraut auf einem Holzfeuer geköchelt wurde. Am nächsten Morgen wurde in 2 Litern dieses Suds ein Spezialreis gekocht. Die übrigen zwei Liter wurden mit zwei Litern Kuhmilch gemischt. Für die 45 minütige Behandlung waren 1 ½ Tage Vorbereitung nötig - und das jeden Tag! Ein unheimlicher Aufwand. Aber nur so ist die Behandlung wirksam. Zur Behandlung selber wurde der Pappreis in vier Baumwollbeutel abgefüllt und zusammengebunden. Für die Behandlung waren 4 Personen voll beschäftigt. Geetha erwärmte die Reisbeutel im Milch-Kräuter-Sud, Sindhu reichte abwechslungsweise einen Beutel an Sumangala oder an Dr. Gopika, welche die Baumwollbeutel auf Karins Körper massierten. Die Beutel mussten ständig neu erwärmt und ausgetauscht werden, bis der ganze Reisschleim von der Haut aufgenommen wurde und auch vom erhitzten Sud blieb am Schluss nichts mehr übrig. Es war eine ganz schmierige Angelegenheit, alle standen im Schweiss, wegen den erhitzten Beuteln und danach waren alle ganz geschafft.
wwwwwwwAn einem Abend sassen wir gemütlich mit der ganzen Familie vor dem Haus und Dr. Gopika erzählte uns verschiedene Geschichten über die indischen Götter. Die Familie ist wirklich sehr nett, alle gehen sehr lieb und respektvoll miteinander um und man spürt die Harmonie.
wwwwwwwwAm Nachmittag verabschiedete ich mich und mein Aufenthalt im Geethanjali war vorbei. Ich fühlte mich wieder gesund, hatte den Tagesablauf getestet und konnte das Zusammensein mit Karin geniessen.
Der Geethanjali-Tag
Am 20. Juli war unser grosser "Geethanjali-Tag". Tagwache war um 03.30 Uhr, Abfahrt 04.15 Uhr, im Geethanjali habe ich schnell Karin in einen schönen Kerala-Sari eingewickelt und dann fuhren wir mit der ganzen Familie Gopika zum berühmten Devi-Tempel zwischen Trivandrum und dem Flughafen. Um 06.00 Uhr in der Früh war noch nicht sehr viel los und wir konnten uns in Ruhe alles anschauen, Dr. Gopika führte uns überall herum und erklärte uns die verschiedenen Altare. Während der Abend-Pooja sei hier ein riesiges Gewimmel von Leuten und dann muss man sich in lange Warteschlangen stellen. Auch diese Zeit hat sicher ihre Ambiance, wenn man zuschauen kann, wie die Leute andächtig beten und wie sie ihre Rituale machen. Wir erhielten eine Spezialbewilligung, damit wir als Nichthindus überhaupt in den Tempel durften. Am Schalter beim Tempeleingang kauften wir für jeden von uns eine kleine rote Schärpe als Opfergabe und ein Papier, auf dem unsere Namen standen und unser "star" (Sternzeichen im Malayalam-Kalender). Auf der grossen Tafel sind alle möglichen Opfergaben und Poojas mit den Preisen aufgelistet. Da gibt es Sachen für 2 Rupies bis zu 1501 Rupies. Aber da alles in Malayalam geschrieben war, konnten wir natürlich nichts entziffern. Als jeder sein Blatt und die Schärpe hatten, gingen wir zum grossen Devi-Altar und legten die Opfergabe mit dem Zettel auf die goldenen Stufen. In den nächsten Tagen wird der Priester für uns beten. Dr. Gopika hat in diesem Tempel zu Beginn der 2. Behandlungswoche für Karin eine Pooja machen lassen und jeden Tag hat der Priester extra in Karins Namen gebetet. Am Donnerstag war der Abschlusstag und wir duften der Zeremonie beiwohnen. Der Priester sass vor einem kleinen Devi-Altar, vor sich ein rauchendes Feuer und während er seine Mantras aufsagte, warf er Blumenblüten ins Feuer. Am Schluss der 15 minütigen Pooja, übergab Karin dem Priester ihre "donation", eingewickelt in ein Blatt eines speziellen Strauches. Sie bekam dafür eine Paste auf einem Blatt und Blumenblüten. Die Paste strichen wir uns auf die Stirn. Dazu gab es auf einem separaten Blatt "Prasadam", eine spezielle Götterspeise, von der wir kosten durften. Dr. Gopika führte uns weiter im Tempel herum und er wusste über jede Gottheit eine Geschichte zu erzählen. Es herrschte eine wunderbar friedliche Stimmung und wir waren völlig gefangen genommen in dieser Atmosphäre.
Beim Hauptaltar haben auch wir unsere "donations" abgegeben und jeder von uns bekam ein Blatt mit einer Paste und auch wieder Prasadam. Wir waren etwa eine Stunde dort, bis wir uns wieder auf den Heimweg machten.
Zurück im Geethanjali gab es Frühstück und danach plauderten wir auf der Dachterrasse, während die Kinder im Garten spielten. Um 11.00 Uhr gab Ashan, der Masseur, im Madom eine kleine Katakali-Vorstellung. Zu den Familienmitgliedern, den Angestellten und uns gesellten sich noch ein paar Verwandte und alle sassen am Boden auf Reismatten und wir sahen gebannt der Vorführung zu. Ashan zeigte uns zuerst die 24 "Mudras" (Handstellungen) und dann stellte er ein paar Gemütszustände vor: Romance, Aerger, Hero, King, Humor und anderes. Tanzend erzählte er uns eine kleine Geschichte über einen Elefanten, eine Pythonschlange und einen Löwen. Da brauchte es wirklich keine Worte, um die Geschichte zu verstehen. Als Abschluss tanzte er eine berühmte Szene aus einer richtigen Katakali-Vorstellung, welche im Original 8 Stunden dauert. Das Madom ist der richtige Rahmen für solche kulturellen Anlässe - man spürt die Schwingungen, die Stimmung und die besondere Ambiance.
Zum Mittagessen wurden wir mit traditionellen Köstlichkeiten auf dem Bananenblatt verwöhnt und am Nachmittag gab es eine Aussprache zwischen den Angestellten und uns dreien. Hans hat die richtigen Worte gefunden, so dass Karin und ich nicht mehr viel dazu beitragen mussten. Auch alle Angestellten durften sich zu Wort melden und Dr. Gopika hat immer alles übersetzt.
Bis am Abend waren wir frei, die Kinder spielten und Karin und ich waren auf der Dachterrasse. Vor dem Nachtessen gingen wir wieder ins Madom hinüber und dort lauschten wir einem schönen klassischen Konzert von drei Musikern. Eine Violine, eine Trommel und etwas wie eine Maultrommel. Die drei Musiker sassen in der Mitte des Madoms auf einem Teppich. Das Madom wurde nur mit 7 Deepams erleuchtet und im Schein der Oellampen sassen etwa 20 Verwandte und Freunde. Die Kinder schliefen bald in unseren Armen ein und es herrschte fast wieder die gleiche wunderbare Stimmung, wie damals bei der Einweihung des Madoms, als der Priester seine Mantras las. Es war so ergreifend schön, dass einem vor Rührung fast die Tränen kamen.
Nach einem feinen Nachtessen verabschiedeten wir uns bald und das hiess auch, uns von Karin zu verabschieden. Der Tag wurde speziell für sie arrangiert und Dr. Gopika möchte für alle Gäste aus Europa einen solchen Abschlusstag organisieren. Nicht immer so aufwändig, aber trotzdem etwas Spezielles, um die Kur im richtigen Rahmen abzuschliessen.
Der Abschied
Am nächsten Morgen hiess es Abschied nehmen. Dr. Gopika übergab Karin die schriftlich zusammen gefassten Angaben über die während der Kur erfolgten Anwendungen und Empfehlungen für das Verhalten während und nach der langen Reise zurück in die Schweiz. Karin wurde von der ganzen Familie zum Flughafen begleitet und mit den besten Wünschen verabschiedet. Es wird mit Sicherheit nicht ihr letzter Aufenthalt im Geethanjali gewesen sein.
Varkala, im Juli 2000
Yvonne Müller
wwwwwwwKarins Programm begann sofort, damit die "gute Zeit" vor 07.15 noch ausgenützt werden konnte. Ich ging mit ihr in den Konsultationsraum zu Dr. Gopika zur ersten Untersuchung. Er sah sich ihr Knie genau an, Pulsdiagnose, Blutdruck messen und Gewicht in das bereits vorbereitete Patientenblatt notieren. Und schon war es Zeit für die erste Meditation im Madom. Vorher machten wir zusammen eine Pooja (Gebet nach hinduistischem Ritus). Dr. Gopika, der Yogalehrer, Karin und ich. Den Yogalehrer kannte ich bereits, weil er auch Laborant ist und die Blutproben nimmt. Karin sass ihm gegenüber auf einer Matte am Boden, Geetha und ich schauten zu. Er ist ein sehr sympathischer Mann und wir haben gleich den "Draht" zueinander gefunden. Obwohl Karin noch keine volle Stunde im Geethanjali war, konnte sie sich schon voll auf die Meditation konzentrieren und alles drum herum vergessen und loslassen.
wwwwwwwwZum Frühstück standen für Dr. Gopika, Hans, Karin und mich zur Auswahl Ideli und Sambar oder Toastbrot mit Confi bereit. Ich hatte nicht erwartet, dass sie auch ein europäisches Frühstück anbieten. Doch Karin haben die Idelis geschmeckt und nach einer stündigen Ruhepause war sie natürlich ganz gespannt auf ihre erste Massage.
wwwwwwwwwIch durfte zuschauen, wie sie von Dr. Gopika und Ashan (dem Masseur) behandelt wurde und Sumangala und Sindhu assistierten. 4 Personen für eine General Massage, das ist natürlich ein riesiger Aufwand! Ich war so fasziniert, dass ich gar nicht auf meinem Stuhl stillsitzen konnte. Ich stand immer um den Massagetisch herum und habe alles aus der Nähe mitverfolgt - es war so faszinierend! Dr. Gopika hat Karins Knie ganz sorgfältig massiert, weil er es selber spüren wollte, was da vor sich ging. Ich habe ihn persönlich noch nie bei einer Massage gesehen, aber er hatte uns davor schon gesagt, dass er Karins Behandlung nicht einfach dem Massagepersonal überlassen wolle. Bei ihr müssten verschiedene Faktoren beachtet werden und deshalb wolle er die Arbeit selber machen. Die beiden haben das wunderbar gemacht und auch Karin fand die Massage einmalig. Es ist doch schön, wenn sich 4 Leute um einen kümmern. Sindhu ist die Patientenbetreuerin und sie ist die Kontaktperson zwischen dem Arzt und dem Patienten. Sie hat alle Zeiten im Griff, holt den Patienten zur rechten Zeit zu den Behandlungen, hilft beim Waschen, bringt die Medizin und kümmert sich um ihn auch nach den Behandlungen. Sie serviert beim Essen, bringt Getränke auf die Dachterrasse und schaut immer mal wieder vorbei, ob alles in Ordnung ist. Sie ist noch etwas scheu, spricht etwas englisch, aber sie ist sehr nett und macht ihre Arbeit gut.
wwwwwwwwwNach der Massage wurde Karin auch mit einer Paste eingerieben, die noch etwas einwirken musste, dann wurde sie von Sumangala und Sindhu mit Medizinalwasser gewaschen und es gab das obligate Canni. Auch das schmeckte ihr und sie war total happy. Später durften wir bei einem "local patient" zuschauen, wie eine normale General Massage mit den Füssen gemacht wird. Für Karin war es natürlich äusserst interessant zu sehen, wie so eine Massage abläuft. Wenn man selber auf der Matte liegt, bekommt man die Massage aus einer ganz anderen Perspektive mit. Es war die gleiche Massage, wie Hans und ich sie regelmässig jede Woche geniessen.
wwwwwwwwwUnd schon war der Vormittag vorbei und es gab Mittagessen. Reis, zwei Curries, Pappadam und Salat. Schmeckte prima. Karin und ich assen alleine und später verzogen wir uns ins Zimmer während die übrige Familie das Mittagessen einnahm. Karin hatte ihre Koffer ja noch gar nicht ausgepackt. So lag ich also auf dem Bett und Karin hat ihre sieben Sachen verstaut und sich wohnlich eingerichtet.
qqqqqqqqqqqqqqDen ganzen Nachmittag verbrachten wir auf der Dachterrasse und Sindhu brachte uns immer wieder Getränke; Wasser, Zitronenwasser gesüsst mit Honig, Kokoswasser, Kaffee und Nüssli. Wir haben uns mit Geetha unterhalten und sie hat uns viel erzählt und erklärt. Von ihr erfahren wir immer wieder viele interessante Details über die Hindu-Kultur, ihr Leben, das Leben der Angestellten etc. Und natürlich haben auch Karin und ich viel Zeit für uns gehabt, denn auch wir hatten ja ganz viel zu bereden.
wwwwwwwwwEine solche Einführung ist natürlich ideal und ich werde mich auch für spätere Patienten zur Verfügung stellen, mit ihnen den ersten Tag zu verbringen. Das macht alles auch für die Familie Gopika einfacher und sie haben es auch enorm geschätzt. Karin war auch froh darüber und mir hat es Spass gemacht.
wwwwwwwwwKarins Tagesablauf wird in etwa so aussehen: 06.30 Tagwache - 06.30 - 07.00 Meditieren - 07.00 - 07.30 Morgentoilette - Tee trinken - anziehen 07.30 - 08.30 Yoga - 08.30 Frühstück - 10.00 Behandlung - Canni - ruhen 13.00 Mittagessen - frei - 15.00 Tee - 17.30 - 18.30 Yoga- und Meditation - 18.30 - 18.50 Besprechung mit Arzt - 19.30 Nachtessen - 21.30 Lichterlöschen.
Nach drei Tagen Kur
Gestern haben wir im Geethanjali Karin wieder getroffen. Es gefällt ihr super, sie fühlt sich total wohl, ist hell begeistert von den Behandlungen, geht völlig auf in ihren Yoga- und Meditations-Lektionen und ist rundum happy. Wirklich, sie geniesst ihre Ferien in vollen Zügen und sie fühlt sich als richtiges Familienmitglied. Sie wird auch dementsprechend behandelt und alle sind glücklich. Auch wir sind natürlich froh, dass es ihr so gut gefällt und Familie Gopika hat total den Plausch an ihr. Sie geben sich auch sehr viel Mühe mit Karin und tun alles, um ihren Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten. Sie ist so begeistert vom Yoga- und Meditationsunterricht, dass sie die Übungen auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz weiter machen will. Das Essen schmeckt ihr ausgezeichnet und sie spricht sehr gut auf die Behandlungen an. Sie nimmt fleissig ihre Medizin, nur mit dem "Ghee" am Abend hat sie so ihre Mühe. Weil das sooo grusig ist zum Einnehmen, bekommt sie danach immer ein kleines Schöggeli als Trostpflaster. Aber ohne Ghee geht's halt einfach nicht. Ihre beiden kleinen Narben am Knie sieht man kaum mehr und sie kann ihr Knie schon viel besser belasten. Aber wenn man von Dr. Gopika und Ashan massiert wird, muss man ja gesund werden! Sie hat inzwischen ihre "Wurzelmatratze" bekommen und sie schläft sehr gut darauf. Sie ist aber so dünn, dass es als Unterlage noch eine spezielle Baumwollmatratze braucht. Sonst wäre es einfach zu hart. Aber so geht es wunderbar und sie schläft gut und gesund! Bis am nächsten Mittwoch wird auch meine Matte hoffentlich fertig sein, so dass ich die beiden Nächte im Geethanjali auch auf der Wurzelmatte testen kann.
Mein Aufenthalt im Geethanjali
wwwwwwwwAm Mittwoch, 12. Juli hatte Hans um 07.00 Uhr in der Früh seine Massage im Geethanjali, während ich meine sieben Sachen in meinem neuen Zimmer versorgte und mich dort wie ein Feriengast einrichtete. Ich freute mich riesig auf die Tage mit Karin und auch sie hatte den Plausch, dass ich kam. Ich schaute Karin bei den Yogaübungen zu und war total beeindruckt, wie gelenkig sie ist. Da hätte ich nie und nimmer mithalten können. Ihrem Knie ging es ausgezeichnet und sie konnte es bereits voll belasten - ohne Schmerzen!!! Das ist ein voller Erfolg! Sie wird auch daheim mit den Übungen fortfahren, um ihr Knie so zu stärken, dass sie die grosse Kreuzband-Operation umgehen kann. Sie hat ein ganz tolles Verhältnis zu ihrem Yogalehrer und die zwei verstehen sich wunderbar. Überhaupt gab es kaum mehr sprachliche Verständigungsprobleme.
wwwwwwwwHans verabschiedete sich am späten Vormittag und mir ging es leider immer schlechter und schlechter. Savida hatte mich mit ihrem Fiebervirus angesteckt. Nach dem Mittagessen hatte ich Fieber und fühlte mich völlig schlapp. Ich habe mit Dr. Gopika gesprochen und ihn gefragt, ob Hans mich wieder abholen solle, damit ich Karin nicht auch noch anstecke. Aber er beruhigte mich und meinte, er wolle mich lieber im Geethanjali kurieren, weil ich da mehr Ruhe hätte als daheim. So liess ich mich herrlich verwöhnen, ging am Nachmittag eine Runde ins Bett, ich trank die diversen Medizine und Tränklein, die mal gut, mal weniger gut schmeckten und am nächsten Tag fühlte ich mich schon bedeutend besser. Ich hatte nur noch leichte Temperatur und bis am Abend war das Fieber ganz weg. Ich fühlte mich nur noch etwas schlapp, doch auch das bekam Dr. Goüika schnell wieder auf die Reihe. Er hat mir das Fieber immer anhand des Pulses gemessen, wirklich unglaublich. Karin und ich hatten in diesen Tagen herrlich Zeit, zusammenzusitzen, zu plaudern, grössere und kleinere Probleme auszudiskutieren und die neusten Stories auszutauschen, was man einander per Brief nicht gut schreiben kann und so verging die Zeit ganz schnell.
wwwwwwwNach drei Ruhetagen für Karin, begann ihr zweiter Behandlungsteil. Dr. Gopika ging extra zu einem speziellen ca. 10 km entfernten Tempel und hat dort für Karin eine Pooja gemacht. Der Priester betete während ihrer Behandlung jeden Tag für Karin und am Schluss durfte sie eine Abschluss Pooja machen. Aber davon später. Diese Pooja war ganz wichtig für Dr. Gopika, weil es sich bei Karin um eine sehr intensive Behandlung handelte. Sie wird 3 - 4 Jahre wirken und komme einer Operation gleich.
wwwwwwwKarin bekam sieben Tage lang eine ganz spezielle Behandlung um ihre Muskulatur zu stärken. Speziell für ihr Knie ausgerichtet. 620 Gramm einer speziellen Kräutermischung wurden in 16 Liter Wasser gekocht, bis nur noch 4 Liter Sud übrig blieben! Das heisst, dass von morgens bis abends das Kraut auf einem Holzfeuer geköchelt wurde. Am nächsten Morgen wurde in 2 Litern dieses Suds ein Spezialreis gekocht. Die übrigen zwei Liter wurden mit zwei Litern Kuhmilch gemischt. Für die 45 minütige Behandlung waren 1 ½ Tage Vorbereitung nötig - und das jeden Tag! Ein unheimlicher Aufwand. Aber nur so ist die Behandlung wirksam. Zur Behandlung selber wurde der Pappreis in vier Baumwollbeutel abgefüllt und zusammengebunden. Für die Behandlung waren 4 Personen voll beschäftigt. Geetha erwärmte die Reisbeutel im Milch-Kräuter-Sud, Sindhu reichte abwechslungsweise einen Beutel an Sumangala oder an Dr. Gopika, welche die Baumwollbeutel auf Karins Körper massierten. Die Beutel mussten ständig neu erwärmt und ausgetauscht werden, bis der ganze Reisschleim von der Haut aufgenommen wurde und auch vom erhitzten Sud blieb am Schluss nichts mehr übrig. Es war eine ganz schmierige Angelegenheit, alle standen im Schweiss, wegen den erhitzten Beuteln und danach waren alle ganz geschafft.
wwwwwwwAn einem Abend sassen wir gemütlich mit der ganzen Familie vor dem Haus und Dr. Gopika erzählte uns verschiedene Geschichten über die indischen Götter. Die Familie ist wirklich sehr nett, alle gehen sehr lieb und respektvoll miteinander um und man spürt die Harmonie.
wwwwwwwwAm Nachmittag verabschiedete ich mich und mein Aufenthalt im Geethanjali war vorbei. Ich fühlte mich wieder gesund, hatte den Tagesablauf getestet und konnte das Zusammensein mit Karin geniessen.
Der Geethanjali-Tag
Am 20. Juli war unser grosser "Geethanjali-Tag". Tagwache war um 03.30 Uhr, Abfahrt 04.15 Uhr, im Geethanjali habe ich schnell Karin in einen schönen Kerala-Sari eingewickelt und dann fuhren wir mit der ganzen Familie Gopika zum berühmten Devi-Tempel zwischen Trivandrum und dem Flughafen. Um 06.00 Uhr in der Früh war noch nicht sehr viel los und wir konnten uns in Ruhe alles anschauen, Dr. Gopika führte uns überall herum und erklärte uns die verschiedenen Altare. Während der Abend-Pooja sei hier ein riesiges Gewimmel von Leuten und dann muss man sich in lange Warteschlangen stellen. Auch diese Zeit hat sicher ihre Ambiance, wenn man zuschauen kann, wie die Leute andächtig beten und wie sie ihre Rituale machen. Wir erhielten eine Spezialbewilligung, damit wir als Nichthindus überhaupt in den Tempel durften. Am Schalter beim Tempeleingang kauften wir für jeden von uns eine kleine rote Schärpe als Opfergabe und ein Papier, auf dem unsere Namen standen und unser "star" (Sternzeichen im Malayalam-Kalender). Auf der grossen Tafel sind alle möglichen Opfergaben und Poojas mit den Preisen aufgelistet. Da gibt es Sachen für 2 Rupies bis zu 1501 Rupies. Aber da alles in Malayalam geschrieben war, konnten wir natürlich nichts entziffern. Als jeder sein Blatt und die Schärpe hatten, gingen wir zum grossen Devi-Altar und legten die Opfergabe mit dem Zettel auf die goldenen Stufen. In den nächsten Tagen wird der Priester für uns beten. Dr. Gopika hat in diesem Tempel zu Beginn der 2. Behandlungswoche für Karin eine Pooja machen lassen und jeden Tag hat der Priester extra in Karins Namen gebetet. Am Donnerstag war der Abschlusstag und wir duften der Zeremonie beiwohnen. Der Priester sass vor einem kleinen Devi-Altar, vor sich ein rauchendes Feuer und während er seine Mantras aufsagte, warf er Blumenblüten ins Feuer. Am Schluss der 15 minütigen Pooja, übergab Karin dem Priester ihre "donation", eingewickelt in ein Blatt eines speziellen Strauches. Sie bekam dafür eine Paste auf einem Blatt und Blumenblüten. Die Paste strichen wir uns auf die Stirn. Dazu gab es auf einem separaten Blatt "Prasadam", eine spezielle Götterspeise, von der wir kosten durften. Dr. Gopika führte uns weiter im Tempel herum und er wusste über jede Gottheit eine Geschichte zu erzählen. Es herrschte eine wunderbar friedliche Stimmung und wir waren völlig gefangen genommen in dieser Atmosphäre.
Beim Hauptaltar haben auch wir unsere "donations" abgegeben und jeder von uns bekam ein Blatt mit einer Paste und auch wieder Prasadam. Wir waren etwa eine Stunde dort, bis wir uns wieder auf den Heimweg machten.
Zurück im Geethanjali gab es Frühstück und danach plauderten wir auf der Dachterrasse, während die Kinder im Garten spielten. Um 11.00 Uhr gab Ashan, der Masseur, im Madom eine kleine Katakali-Vorstellung. Zu den Familienmitgliedern, den Angestellten und uns gesellten sich noch ein paar Verwandte und alle sassen am Boden auf Reismatten und wir sahen gebannt der Vorführung zu. Ashan zeigte uns zuerst die 24 "Mudras" (Handstellungen) und dann stellte er ein paar Gemütszustände vor: Romance, Aerger, Hero, King, Humor und anderes. Tanzend erzählte er uns eine kleine Geschichte über einen Elefanten, eine Pythonschlange und einen Löwen. Da brauchte es wirklich keine Worte, um die Geschichte zu verstehen. Als Abschluss tanzte er eine berühmte Szene aus einer richtigen Katakali-Vorstellung, welche im Original 8 Stunden dauert. Das Madom ist der richtige Rahmen für solche kulturellen Anlässe - man spürt die Schwingungen, die Stimmung und die besondere Ambiance.
Zum Mittagessen wurden wir mit traditionellen Köstlichkeiten auf dem Bananenblatt verwöhnt und am Nachmittag gab es eine Aussprache zwischen den Angestellten und uns dreien. Hans hat die richtigen Worte gefunden, so dass Karin und ich nicht mehr viel dazu beitragen mussten. Auch alle Angestellten durften sich zu Wort melden und Dr. Gopika hat immer alles übersetzt.
Bis am Abend waren wir frei, die Kinder spielten und Karin und ich waren auf der Dachterrasse. Vor dem Nachtessen gingen wir wieder ins Madom hinüber und dort lauschten wir einem schönen klassischen Konzert von drei Musikern. Eine Violine, eine Trommel und etwas wie eine Maultrommel. Die drei Musiker sassen in der Mitte des Madoms auf einem Teppich. Das Madom wurde nur mit 7 Deepams erleuchtet und im Schein der Oellampen sassen etwa 20 Verwandte und Freunde. Die Kinder schliefen bald in unseren Armen ein und es herrschte fast wieder die gleiche wunderbare Stimmung, wie damals bei der Einweihung des Madoms, als der Priester seine Mantras las. Es war so ergreifend schön, dass einem vor Rührung fast die Tränen kamen.
Nach einem feinen Nachtessen verabschiedeten wir uns bald und das hiess auch, uns von Karin zu verabschieden. Der Tag wurde speziell für sie arrangiert und Dr. Gopika möchte für alle Gäste aus Europa einen solchen Abschlusstag organisieren. Nicht immer so aufwändig, aber trotzdem etwas Spezielles, um die Kur im richtigen Rahmen abzuschliessen.
Der Abschied
Am nächsten Morgen hiess es Abschied nehmen. Dr. Gopika übergab Karin die schriftlich zusammen gefassten Angaben über die während der Kur erfolgten Anwendungen und Empfehlungen für das Verhalten während und nach der langen Reise zurück in die Schweiz. Karin wurde von der ganzen Familie zum Flughafen begleitet und mit den besten Wünschen verabschiedet. Es wird mit Sicherheit nicht ihr letzter Aufenthalt im Geethanjali gewesen sein.
Varkala, im Juli 2000
Yvonne Müller
0 Comments:
Post a Comment
<< Home