Schriftenreihe Ayurveda

28 June 2006

Eine Ayurvedakurim Geethanjali Ayurveda Madom

Yvonne Muller-Bruderer
kkkkk
wwwwwwwwwwDer folgende Text stammt aus meinem Tagebuch an meine Eltern und beschreibt die Ayurvedakur, welche meine Schwester Karin vom 3. - 21. Juli 2000 im Geet­hanjali Ayurveda Madom gemacht hat.

wwwwwwwwwwZur Vorgeschichte: Karin machte bereits vor zwei Jahren eine 7-Tageskur in einem Ayurveda-Resort in Thekkady. Sie war vom Resultat sehr befriedigt und be­schloss schon damals, für eine intensivere Kur wieder nach Kerala zu kommen. Aufgrund der von uns persön­lich gemachten guten Erfahrungen haben wir ihr das Geethanjali Ayurveda Madom von Dr. Gopika Remanan empfohlen.

wwwwwwwwww4 Wochen vor ihrer Abreise aus der Schweiz musste sie Dr. Gopika ihre Personaldaten inkl. Geburts­datum, Geburtsort und genaue Geburtszeit sowie ihre Krankengeschichte zusenden. Die persönlichen Daten wurden dem Astrologen weitergeleitet, welcher die gün­stigsten Behandlungszeiten errechnete. Die Krankenge­schichte über Karins Knieoperation benötigte Dr. Go­pika zur Vorbereitung der Kur.

wwwwwwwwwwAm 1. Juli 2000 holten wir Karin vom Flughafen Trivandrum ab und brachten sie in unser Haus in Var­kala. Sie sollte sich während zwei Tagen bei uns ausru­hen und von den Reisestrapazen erholen. Es ist für den Patienten sehr wichtig, dass er eine Ayurvedakur ausge­ruht beginnt.

Kurbeginn
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wwwwwUnd dann kam also der grosse Tag: Montag, der 3. Juli 2000, 06.45 Uhr. Pünktlich und mit einem "Knollen im Magen" (Originalton Karin) fuhren wir vor und wur­den von der Familie Gopika erwartet. Auch für sie war es ein grosser Moment, ihren er­sten ausländi­schen Kurgast willkommen zu heissen. Karin's Zimmer war wirklich hübsch hergerichtet mit dem Medizininal­bett, einer dicken Baumwollmatratze, weil die Wurzel­matratze erst später kommt, hübsch bezogen, ein Tisch mit Stuhl, zwei echte Rosen als Willkommensgruss, ein grosser Schrank und dem kleinen sauberen Badezimmer. Die Bibliothek war schön eingerichtet und der ab­solute Hit ist die wunderbare Dachterrasse. Dort lässt es sich herrlich ru­hen, dösen, le­sen, schreiben und und und...

wwwwwwwKarins Programm begann sofort, damit die "gute Zeit" vor 07.15 noch ausgenützt werden konnte. Ich ging mit ihr in den Konsultationsraum zu Dr. Gopika zur er­sten Untersuchung. Er sah sich ihr Knie genau an, Puls­dia­gnose, Blutdruck messen und Gewicht in das bereits vor­bereitete Patientenblatt notieren. Und schon war es Zeit für die erste Meditation im Madom. Vorher mach­ten wir zusammen eine Pooja (Gebet nach hinduisti­schem Ritus). Dr. Gopika, der Yogaleh­rer, Karin und ich. Den Yogaleh­rer kannte ich bereits, weil er auch Laborant ist und die Blutproben nimmt. Ka­rin sass ihm gegenüber auf einer Matte am Boden, Geetha und ich schauten zu. Er ist ein sehr sympathischer Mann und wir haben gleich den "Draht" zueinander ge­funden. Obwohl Karin noch keine volle Stunde im Geet­hanjali war, konnte sie sich schon voll auf die Meditation konzentrieren und alles drum herum vergessen und los­lassen.

wwwwwwwwZum Frühstück standen für Dr. Gopika, Hans, Ka­rin und mich zur Auswahl Ideli und Sambar oder Toastbrot mit Confi bereit. Ich hatte nicht erwartet, dass sie auch ein europäi­sches Frühstück anbieten. Doch Ka­rin haben die Idelis geschmeckt und nach einer stündigen Ru­hepause war sie natürlich ganz gespannt auf ihre erste Massage.

wwwwwwwwwIch durfte zuschauen, wie sie von Dr. Gopika und Ashan (dem Masseur) behandelt wurde und Sumangala und Sindhu assistierten. 4 Personen für eine General Mas­sage, das ist natürlich ein riesiger Aufwand! Ich war so fasziniert, dass ich gar nicht auf meinem Stuhl stillsit­zen konnte. Ich stand immer um den Massagetisch herum und habe alles aus der Nähe mitverfolgt - es war so faszi­nie­rend! Dr. Gopika hat Ka­rins Knie ganz sorgfältig mas­siert, weil er es selber spüren wollte, was da vor sich ging. Ich habe ihn persönlich noch nie bei einer Massage gesehen, aber er hatte uns davor schon gesagt, dass er Karins Be­handlung nicht einfach dem Massagepersonal über­lassen wolle. Bei ihr müssten verschiedene Faktoren beachtet werden und deshalb wolle er die Arbeit selber machen. Die beiden haben das wunderbar gemacht und auch Karin fand die Massage einmalig. Es ist doch schön, wenn sich 4 Leute um einen kümmern. Sindhu ist die Patientenbe­treuerin und sie ist die Kontaktperson zwi­schen dem Arzt und dem Patienten. Sie hat alle Zei­ten im Griff, holt den Patienten zur rechten Zeit zu den Behandlungen, hilft beim Waschen, bringt die Medizin und kümmert sich um ihn auch nach den Behandlungen. Sie serviert beim Essen, bringt Getränke auf die Dachter­rasse und schaut immer mal wieder vorbei, ob alles in Ordnung ist. Sie ist noch etwas scheu, spricht etwas eng­lisch, aber sie ist sehr nett und macht ihre Arbeit gut.

wwwwwwwwwNach der Massage wurde Karin auch mit einer Pa­ste eingerieben, die noch etwas einwirken musste, dann wurde sie von Sumangala und Sindhu mit Medizi­nalwas­ser gewaschen und es gab das obligate Canni. Auch das schmeckte ihr und sie war total happy. Später durften wir bei einem "local pati­ent" zuschauen, wie eine normale Ge­neral Massage mit den Füssen gemacht wird. Für Karin war es natürlich äusserst interessant zu sehen, wie so eine Massage abläuft. Wenn man selber auf der Matte liegt, bekommt man die Massage aus einer ganz anderen Per­spektive mit. Es war die gleiche Massage, wie Hans und ich sie regelmässig jede Woche geniessen.

wwwwwwwwwUnd schon war der Vormittag vorbei und es gab Mittagessen. Reis, zwei Curries, Pappadam und Salat. Schmeckte prima. Karin und ich assen alleine und später ver­zogen wir uns ins Zimmer während die übrige Familie das Mittagessen einnahm. Karin hatte ihre Koffer ja noch gar nicht ausgepackt. So lag ich also auf dem Bett und Ka­rin hat ihre sieben Sachen verstaut und sich wohnlich ein­gerichtet.

qqqqqqqqqqqqqqDen ganzen Nachmittag verbrachten wir auf der Dachterrasse und Sindhu brachte uns immer wieder Ge­tränke; Wasser, Zitronenwasser gesüsst mit Honig, Ko­koswasser, Kaffee und Nüssli. Wir haben uns mit Geetha unterhalten und sie hat uns viel er­zählt und erklärt. Von ihr erfahren wir immer wieder viele interessante De­tails über die Hindu-Kultur, ihr Le­ben, das Leben der Ange­stellten etc. Und natürlich haben auch Karin und ich viel Zeit für uns gehabt, denn auch wir hatten ja ganz viel zu bereden.

wwwwwwwwwEine solche Einführung ist natürlich ideal und ich werde mich auch für spätere Pati­enten zur Verfügung stellen, mit ihnen den ersten Tag zu verbringen. Das macht alles auch für die Familie Gopika einfacher und sie haben es auch enorm ge­schätzt. Karin war auch froh dar­über und mir hat es Spass gemacht.

wwwwwwwwwKarins Tagesablauf wird in etwa so aussehen: 06.30 Tagwache - 06.30 - 07.00 Meditieren - 07.00 - 07.30 Morgentoilette - Tee trinken - anziehen 07.30 - 08.30 Yoga - 08.30 Frühstück - 10.00 Behand­lung - Canni - ruhen 13.00 Mittag­essen - frei - 15.00 Tee - 17.30 - 18.30 Yoga- und Meditation - 18.30 - 18.50 Be­spre­chung mit Arzt - 19.30 Nachtessen - 21.30 Lich­terlö­schen.


Nach drei Tagen Kur

Gestern haben wir im Geethanjali Karin wieder getroffen. Es gefällt ihr super, sie fühlt sich total wohl, ist hell begeistert von den Behandlungen, geht völlig auf in ihren Yoga- und Meditations-Lektionen und ist rundum happy. Wirklich, sie geniesst ihre Ferien in vollen Zügen und sie fühlt sich als richtiges Familienmitglied. Sie wird auch dementsprechend behandelt und alle sind glücklich. Auch wir sind natürlich froh, dass es ihr so gut gefällt und Familie Gopika hat total den Plausch an ihr. Sie ge­ben sich auch sehr viel Mühe mit Karin und tun alles, um ihren Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten. Sie ist so begeistert vom Yoga- und Meditationsunterricht, dass sie die Übungen auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz weiter machen will. Das Essen schmeckt ihr ausgezeichnet und sie spricht sehr gut auf die Behand­lungen an. Sie nimmt fleissig ihre Medizin, nur mit dem "Ghee" am Abend hat sie so ihre Mühe. Weil das sooo grusig ist zum Einnehmen, bekommt sie danach immer ein kleines Schöggeli als Trostpflaster. Aber ohne Ghee geht's halt einfach nicht. Ihre beiden kleinen Narben am Knie sieht man kaum mehr und sie kann ihr Knie schon viel besser belasten. Aber wenn man von Dr. Gopika und Ashan massiert wird, muss man ja gesund werden! Sie hat inzwi­schen ihre "Wurzelmatratze" bekommen und sie schläft sehr gut darauf. Sie ist aber so dünn, dass es als Unterlage noch eine spezielle Baumwollmatratze braucht. Sonst wäre es einfach zu hart. Aber so geht es wunderbar und sie schläft gut und gesund! Bis am näch­sten Mittwoch wird auch meine Matte hoffentlich fertig sein, so dass ich die beiden Nächte im Geethanjali auch auf der Wurzelmatte testen kann.


Mein Aufenthalt im Geethanjali

wwwwwwwwAm Mittwoch, 12. Juli hatte Hans um 07.00 Uhr in der Früh seine Massage im Geet­hanjali, während ich meine sieben Sachen in meinem neuen Zimmer versorgte und mich dort wie ein Feriengast einrichtete. Ich freute mich riesig auf die Tage mit Karin und auch sie hatte den Plausch, dass ich kam. Ich schaute Karin bei den Yo­gaübungen zu und war total beeindruckt, wie gelenkig sie ist. Da hätte ich nie und nimmer mithalten können. Ihrem Knie ging es ausgezeichnet und sie konnte es bereits voll belasten - ohne Schmerzen!!! Das ist ein voller Erfolg! Sie wird auch daheim mit den Übungen fortfahren, um ihr Knie so zu stärken, dass sie die grosse Kreuzband-Opera­tion umgehen kann. Sie hat ein ganz tolles Ver­hältnis zu ihrem Yogalehrer und die zwei verstehen sich wunderbar. Überhaupt gab es kaum mehr sprachliche Verständigungs­probleme.

wwwwwwwwHans verabschiedete sich am späten Vormittag und mir ging es leider immer schlechter und schlechter. Savida hatte mich mit ihrem Fiebervirus angesteckt. Nach dem Mittagessen hatte ich Fieber und fühlte mich völlig schlapp. Ich habe mit Dr. Gopika gesprochen und ihn ge­fragt, ob Hans mich wieder abholen solle, damit ich Karin nicht auch noch anstecke. Aber er beruhigte mich und meinte, er wolle mich lieber im Geethanjali ku­rieren, weil ich da mehr Ruhe hätte als daheim. So liess ich mich herr­lich verwöhnen, ging am Nachmittag eine Runde ins Bett, ich trank die diversen Medizine und Tränklein, die mal gut, mal weniger gut schmeckten und am nächsten Tag fühlte ich mich schon bedeutend besser. Ich hatte nur noch leichte Temperatur und bis am Abend war das Fie­ber ganz weg. Ich fühlte mich nur noch etwas schlapp, doch auch das bekam Dr. Goüika schnell wieder auf die Reihe. Er hat mir das Fieber immer anhand des Pulses gemessen, wirk­lich unglaublich. Karin und ich hatten in diesen Tagen herrlich Zeit, zusammenzusitzen, zu plau­dern, grössere und kleinere Probleme auszudisku­tieren und die neusten Stories auszutauschen, was man einander per Brief nicht gut schreiben kann und so ver­ging die Zeit ganz schnell.

wwwwwwwNach drei Ruhetagen für Karin, begann ihr zwei­ter Behandlungsteil. Dr. Gopika ging extra zu einem spe­ziel­len ca. 10 km entfernten Tempel und hat dort für Ka­rin eine Pooja ge­macht. Der Priester betete während ihrer Behandlung jeden Tag für Karin und am Schluss durfte sie eine Abschluss Pooja machen. Aber davon später. Diese Pooja war ganz wichtig für Dr. Gopika, weil es sich bei Karin um eine sehr intensive Behandlung han­delte. Sie wird 3 - 4 Jahre wirken und komme einer Ope­ration gleich.

wwwwwwwKarin bekam sieben Tage lang eine ganz spezielle Behandlung um ihre Muskula­tur zu stärken. Speziell für ihr Knie ausgerichtet. 620 Gramm einer speziellen Kräutermischung wurden in 16 Liter Wasser gekocht, bis nur noch 4 Liter Sud übrig blieben! Das heisst, dass von morgens bis abends das Kraut auf einem Holzfeuer gekö­chelt wurde. Am nächsten Morgen wurde in 2 Litern die­ses Suds ein Spezialreis gekocht. Die übrigen zwei Liter wur­den mit zwei Litern Kuhmilch gemischt. Für die 45 mi­nü­tige Behandlung waren 1 ½ Tage Vorbereitung nö­tig - und das jeden Tag! Ein unheimlicher Aufwand. Aber nur so ist die Behandlung wirksam. Zur Behandlung sel­ber wurde der Pappreis in vier Baumwollbeutel abgefüllt und zusammengebunden. Für die Behandlung waren 4 Perso­nen voll beschäftigt. Geetha erwärmte die Reis­beutel im Milch-Kräuter-Sud, Sindhu reichte abwechs­lungsweise ei­nen Beutel an Sumangala oder an Dr. Go­pika, welche die Baumwollbeutel auf Karins Körper massierten. Die Beutel mussten ständig neu erwärmt und ausgetauscht werden, bis der ganze Reisschleim von der Haut aufge­nommen wurde und auch vom erhitzten Sud blieb am Schluss nichts mehr übrig. Es war eine ganz schmierige Angele­genheit, alle standen im Schweiss, wegen den er­hitzten Beuteln und danach waren alle ganz geschafft.

wwwwwwwAn einem Abend sassen wir gemütlich mit der ganzen Familie vor dem Haus und Dr. Gopika erzählte uns verschiedene Geschichten über die indischen Götter. Die Familie ist wirklich sehr nett, alle gehen sehr lieb und respektvoll miteinander um und man spürt die Har­mo­nie.

wwwwwwwwAm Nachmittag verabschiedete ich mich und mein Aufenthalt im Geethanjali war vorbei. Ich fühlte mich wieder gesund, hatte den Tagesablauf getestet und konnte das Zusammensein mit Karin geniessen.


Der Geethanjali-Tag

Am 20. Juli war unser grosser "Geethanjali-Tag". Tagwache war um 03.30 Uhr, Ab­fahrt 04.15 Uhr, im Geethanjali habe ich schnell Karin in einen schönen Ke­rala-Sari eingewickelt und dann fuhren wir mit der gan­zen Familie Gopika zum berühmten Devi-Tempel zwi­schen Trivandrum und dem Flughafen. Um 06.00 Uhr in der Früh war noch nicht sehr viel los und wir konnten uns in Ruhe alles anschauen, Dr. Gopika führte uns überall herum und erklärte uns die verschiedenen Altare. Wäh­rend der Abend-Pooja sei hier ein riesiges Gewimmel von Leuten und dann muss man sich in lange Warte­schlangen stellen. Auch diese Zeit hat sicher ihre Am­biance, wenn man zuschauen kann, wie die Leute an­dächtig beten und wie sie ihre Rituale ma­chen. Wir er­hielten eine Spezialbe­willigung, damit wir als Nichthin­dus überhaupt in den Tempel durften. Am Schalter beim Tempeleingang kauf­ten wir für jeden von uns eine kleine rote Schärpe als Op­fergabe und ein Papier, auf dem un­sere Namen standen und unser "star" (Sternzeichen im Malayalam-Kalender). Auf der grossen Tafel sind alle möglichen Opfergaben und Poojas mit den Preisen auf­gelistet. Da gibt es Sa­chen für 2 Rupies bis zu 1501 Ru­pies. Aber da alles in Malayalam geschrieben war, konnten wir natürlich nichts entziffern. Als jeder sein Blatt und die Schärpe hatten, gingen wir zum grossen Devi-Altar und legten die Opfergabe mit dem Zettel auf die goldenen Stufen. In den nächsten Tagen wird der Priester für uns beten. Dr. Gopika hat in diesem Tempel zu Beginn der 2. Behandlungswoche für Karin eine Pooja ma­chen lassen und jeden Tag hat der Priester extra in Karins Namen gebetet. Am Donnerstag war der Ab­schlusstag und wir duften der Zeremonie beiwohnen. Der Priester sass vor einem kleinen Devi-Altar, vor sich ein rauchendes Feuer und wäh­rend er seine Mantras auf­sagte, warf er Blumenblüten ins Feuer. Am Schluss der 15 minütigen Pooja, übergab Karin dem Priester ihre "donation", eingewickelt in ein Blatt eines speziellen Strauches. Sie bekam dafür eine Paste auf einem Blatt und Blu­menblüten. Die Paste strichen wir uns auf die Stirn. Dazu gab es auf einem separa­ten Blatt "Prasadam", eine spezielle Götterspeise, von der wir kosten durften. Dr. Go­pika führte uns weiter im Tempel herum und er wusste über jede Gottheit eine Ge­schichte zu erzählen. Es herrschte eine wunderbar friedliche Stimmung und wir waren völlig gefangen genommen in dieser Atmo­sphäre.

Beim Hauptaltar haben auch wir unsere "donations" abgegeben und jeder von uns bekam ein Blatt mit einer Paste und auch wieder Prasadam. Wir wa­ren etwa eine Stunde dort, bis wir uns wieder auf den Heim­weg machten.

Zurück im Geethanjali gab es Frühstück und da­nach plauderten wir auf der Dach­terrasse, während die Kinder im Garten spielten. Um 11.00 Uhr gab Ashan, der Mas­seur, im Madom eine kleine Katakali-Vorstellung. Zu den Familienmitgliedern, den Angestellten und uns gesell­ten sich noch ein paar Verwandte und alle sassen am Bo­den auf Reismatten und wir sahen gebannt der Vorfüh­rung zu. Ashan zeigte uns zuerst die 24 "Mudras" (Handstellungen) und dann stellte er ein paar Gemütszu­stände vor: Romance, Aerger, Hero, King, Humor und anderes. Tanzend erzählte er uns eine kleine Geschichte über einen Elefanten, eine Pythonschlange und einen Lö­wen. Da brauchte es wirklich keine Worte, um die Ge­schichte zu verstehen. Als Abschluss tanzte er eine be­rühmte Szene aus einer richtigen Katakali-Vorstellung, welche im Origi­nal 8 Stunden dauert. Das Madom ist der richtige Rahmen für solche kulturellen An­lässe - man spürt die Schwingungen, die Stimmung und die beson­dere Am­biance.

Zum Mittagessen wurden wir mit traditionellen Köstlichkeiten auf dem Bananenblatt verwöhnt und am Nachmittag gab es eine Aussprache zwischen den Ange­stellten und uns dreien. Hans hat die richtigen Worte ge­funden, so dass Karin und ich nicht mehr viel dazu bei­tra­gen mussten. Auch alle Angestellten durften sich zu Wort mel­den und Dr. Gopika hat immer alles übersetzt.

Bis am Abend waren wir frei, die Kinder spielten und Karin und ich waren auf der Dachterrasse. Vor dem Nachtessen gingen wir wieder ins Madom hinüber und dort lauschten wir einem schönen klassischen Konzert von drei Musikern. Eine Violine, eine Trommel und et­was wie eine Maultrommel. Die drei Musiker sassen in der Mitte des Madoms auf ei­nem Teppich. Das Madom wurde nur mit 7 Deepams erleuchtet und im Schein der Oellampen sassen etwa 20 Verwandte und Freunde. Die Kinder schliefen bald in un­seren Armen ein und es herrschte fast wieder die gleiche wunderbare Stimmung, wie damals bei der Einweihung des Madoms, als der Priester seine Man­tras las. Es war so ergreifend schön, dass einem vor Rüh­rung fast die Tränen kamen.

Nach einem feinen Nachtessen verabschiedeten wir uns bald und das hiess auch, uns von Karin zu verab­schieden. Der Tag wurde speziell für sie arrangiert und Dr. Go­pika möchte für alle Gäste aus Europa einen sol­chen Abschlusstag organisieren. Nicht immer so aufwän­dig, aber trotzdem etwas Spezielles, um die Kur im rich­ti­gen Rahmen abzuschliessen.

Der Abschied

Am nächsten Morgen hiess es Abschied nehmen. Dr. Gopika übergab Karin die schriftlich zusammen ge­fassten Angaben über die während der Kur erfolgten An­wendungen und Empfehlungen für das Verhalten wäh­rend und nach der langen Reise zurück in die Schweiz. Karin wurde von der ganzen Familie zum Flughafen be­gleitet und mit den besten Wünschen verab­schiedet. Es wird mit Sicherheit nicht ihr letzter Aufent­halt im Geeth­anjali ge­wesen sein.

Varkala, im Juli 2000
Yvonne Müller

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