Gedanken zu meiner Ayurveda-Philosophie
Einige von Euch haben mich gefragt, weshalb die crazy Müllers denn immer noch in Indien wohnen. Ich kann es Euch ganz einfach erklären: es ist unsere neue Heimat, wir lieben Kerala und diesen Ort, wir mögen die Leute hier und werden auch von den meisten voll akzeptiert. Wir gehören zu ihnen und werden nicht mehr einfach als weisse Touristen betrachtet. Wir respektieren die indische Kultur, Sitten und Gebräuche und werden mehr und mehr mit dem Leben und der Lebensart von Kerala vertraut. Wir sind glücklich hier und dank unseren wöchentlichen Ayurvedabehandlungen bleiben die drei Doshas mehr oder weniger im Gleichgewicht.
Womit ich elegant zum Thema Ayurveda und Geethanjali überwechseln kann. Wir sind jedesmal noch mehr begeistert, wenn wir unsere Mittwoch-Massage genossen haben. Der Mittwoch ist für Yvonne und mich zum Ayurvedatag erklärt worden und sieht in etwa so aus: Tagwache 04.45 Uhr, kein Frühstück, 06.00 Uhr Abfahrt zum Geethanjali, 06.45 Ankunft daselbst, 07.00 nach einer kurzen Pooja Beginn der mit den Füssen verabreichten Rejuvenation-Massage mit speziell für mich zusammengesetzter und wechselnder Oelmischung. Nach dreiviertel Stunden Massage wird der ganze Körper mit einer Mischung aus Honig und verschiedenen Kräutern eingerieben, 15 Minuten ruhen mit kurzer Meditation, dann gehts zum waschen, vorgängig wird der ganze Körper mit einer Pudermasse aus Paier, Turmeric und verschiedenen Kräutern eingerieben und schlussendlich mit warmem Kräuterwasser gewaschen und abgetrocknet. Zum Schluss gibt es eine vom Doktor frisch zubereitete Medizin, welche je nach Zusammensetzung angenehm oder aber auch unangenehm bitter mundet. So gegen 08.45 wird dann ins Haus hinüber disloziert wo frisch zubereitetes heisses Canni (Reisgericht) mit Chamandi serviert wird. Anschliessend verziehe ich mich auf die mit einem Palmdach überdeckte Dachterrasse und lasse es mir wohl ergehen (literarisch müsste ich jetzt schreiben: die Seele baumeln lassen) oder lese die Zeitung oder in einem Buch. Im Madom bekommt jetzt Yvonne ihre Massage und das vorher geschilderte Prozedere wiederholt sich auch bei ihr. So gegen 12.00 Uhr fahren wir wieder nach Hause, um möglichst wenig bis gar nichts zu tun. Dieser wöchentliche Ayurvedatag tut uns unendlich gut und wir möchten ihn nicht mehr missen.
Yvonne's Schwester Karin war nach einer Knieoperation drei Woche im Geethanjali zur Kur, d.h. sie wohnte auch dort und war sehr glücklich, zufrieden und von den erzielten Behandlungserfolgen begeistert. Neben den therapeutischen Anwendungen durch Dr. Gopika und den Masseur oder die Masseuse genoss Karin am morgen und am Abend Yoga und Meditationsübungen mit dem hauseigenen Yogalehrer. Karin schätzte im Geethanjali ganz besonders die familiäre Atmosphäre, sie fühlte sich umsorgt aber dennoch nicht die ganze Zeit bedrängt. Sie genoss die Ruhe und sagte, dass sie die Zeit auch brauchte, um sich zu erholen. Sie fand auch wieder einmal Zeit, um zu lesen und auf der Dachterrasse liess es sich so wunderschön den Gedanken nachhängen.
Vielleicht fragt ihr euch nun, was wohl in mich gefahren sei, dass ich so sehr vom Geethanjali schwärme. Ich versuche, es euch einigermassen zu erklären: wir haben hier einen Ort und Menschen gefunden, welche auf ihre Weise eine positive Energie ausstrahlen, welcher man sich einfach nicht entziehen kann. Dr. Gopika ist für mich DER begnadete Ayurveda-Arzt, welcher kompromisslos der traditionellen ayurvedischen Philosophie nachlebt, wie sie in den Veden und den relativ spärlichen Unterlagen in Sanskrit und den umfangreicheren Schriften in malayalam verankert ist. Der grösste Teil seines Wissens ist von seinen Vorvätern übermittelt. Dazu kommen seine eigenen Erkenntnisse aus dem Studium und aus der langjährigen Erfahrung als praktizierender Ayurveda-Arzt. Als Hindu mit einer überaus hohen Ethik unterzieht er sich immer wieder dem Rat seines Astrologen. Er besucht und verrichtet seine Gebete in den Tempeln und in seinem Madom, verehrt aber auch Christus, weil er im Gegensatz zu den Tausenden von indischen Göttern der einzige sei, welcher alle Schulden und Leiden auf sich nehme, wogegen die indischen Götter immer nur strafen. Er erzählt solche Erkenntnisse mit einer Selbstverständlichkeit, welche mich immer wieder erstaunt - und mich auch zum denken anregt. Der Hindu lebt echt mit seinen Göttern, sie sind für ihn allgegenwärtig und nicht nur Geschichte oder religiöse Handlung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dies zu verstehen braucht für mich noch lange Zeit und zeigt mir immer wieder auf, wie grundverschieden die indische Kultur zur westlichen ist. Geethanjali ist für Yvonne und mich aber auch ein Hort der Ruhe geworden. Vielleicht tönt es unglaublich, aber man spürt förmlich die höheren energetischen Schwingungen im Madom. Das Gefühl für Zeit und Raum verändert sich zugunsten eines universalen Denkens.
Ich bin durch die Denk- und Lebensweise von Dr. Gopika zur Erkenntnis gelangt, dass zwischen der gelebten ayurvedischen Philosophie und deren Heilmethoden und den heute in den meisten der vielen Resorts und Massage-Instituten angeboten Therapien Welten liegen. Weshalb? Die Antwort ist ganz einfach: es ist das streben nach Geld. Was heute unter dem Begriff Ayurveda läuft, ist hier in Kerala an den meisten Orten kommerziell begründetes Entertainment mit wohltuender Wirkung. Im Westen, wo es neuerdings unter der wohlklingenden Bezeichnung Wellness angeboten wird, ist es fast ausnahmslos Scharlatanerie. Ich weiss, meine Beurteilung tönt hart, aber sie entspricht den Tatsachen.
Jetzt stellt sich zwangsläufig die Frage: wer kann es sich denn in der heutigen Zeit überhaupt leisten, Ayurveda in der wahren traditionellen Form zu vermitteln? So, wie ich es vorgängig beschrieben habe, gibt es viel zu wenig Geethanjalis oder Gopikas. Also muss mit einer Art Kompromiss versucht werden, Ayurveda kommerziell zu vermitteln. Das ist an und für sich nichts Unehrenhaftes, solange die Heilmethoden und die zur Anwendung gelangenden Zutaten der ayurvedischen Lehre entsprechen. Wenn aber der Kommerz als Mittel zum Zweck eingesetzt wird und die Gäste oder Patienten unter dem Missbrauch des Begriffes Ayurveda mit billigen Oelen durch mittelmässig oder kaum ausgebildetes Personal zu übersetzten Preisen massiert werden, dann wird Ayurveda unglaubwürdig; es wird auf eine unter vielen anderen Massagemethoden herunterreduziert. Das gilt in vermehrtem Masse auch dann, wenn clevere Geschäftsleute oder Hotelbesitzer sich indische Ayurveda-Aerzte und indisches Personal nach Europa holen, um das Ayurveda-Angebot authentisch und traditionell erscheinen zu lassen. Ja, mit der Gesundheit lässt es sich immer gute Geschäfte machen und die Scharlatane vermehren sich im Handumdrehen. Und diejenigen, welche sich ehrlich bemühen, das ayurvedische Gedankengut zu vermitteln und echte Therapien anzubieten, die müssen ohnmächtig zusehen, wie sie von der Konkurrenz überrundet werden, solange der Konsument noch nicht in der Lage ist, Vergleiche zwischen echt und unecht anzustellen.
Damit beende ich meine heutigen Gedanken zu Ayurveda und wünsche euch gute Gesundheit und Gelassenheit in eurem Alltag, begleitet von meinen besten Grüssen.
Hans Müller
1. Juli 2006
Womit ich elegant zum Thema Ayurveda und Geethanjali überwechseln kann. Wir sind jedesmal noch mehr begeistert, wenn wir unsere Mittwoch-Massage genossen haben. Der Mittwoch ist für Yvonne und mich zum Ayurvedatag erklärt worden und sieht in etwa so aus: Tagwache 04.45 Uhr, kein Frühstück, 06.00 Uhr Abfahrt zum Geethanjali, 06.45 Ankunft daselbst, 07.00 nach einer kurzen Pooja Beginn der mit den Füssen verabreichten Rejuvenation-Massage mit speziell für mich zusammengesetzter und wechselnder Oelmischung. Nach dreiviertel Stunden Massage wird der ganze Körper mit einer Mischung aus Honig und verschiedenen Kräutern eingerieben, 15 Minuten ruhen mit kurzer Meditation, dann gehts zum waschen, vorgängig wird der ganze Körper mit einer Pudermasse aus Paier, Turmeric und verschiedenen Kräutern eingerieben und schlussendlich mit warmem Kräuterwasser gewaschen und abgetrocknet. Zum Schluss gibt es eine vom Doktor frisch zubereitete Medizin, welche je nach Zusammensetzung angenehm oder aber auch unangenehm bitter mundet. So gegen 08.45 wird dann ins Haus hinüber disloziert wo frisch zubereitetes heisses Canni (Reisgericht) mit Chamandi serviert wird. Anschliessend verziehe ich mich auf die mit einem Palmdach überdeckte Dachterrasse und lasse es mir wohl ergehen (literarisch müsste ich jetzt schreiben: die Seele baumeln lassen) oder lese die Zeitung oder in einem Buch. Im Madom bekommt jetzt Yvonne ihre Massage und das vorher geschilderte Prozedere wiederholt sich auch bei ihr. So gegen 12.00 Uhr fahren wir wieder nach Hause, um möglichst wenig bis gar nichts zu tun. Dieser wöchentliche Ayurvedatag tut uns unendlich gut und wir möchten ihn nicht mehr missen.
Yvonne's Schwester Karin war nach einer Knieoperation drei Woche im Geethanjali zur Kur, d.h. sie wohnte auch dort und war sehr glücklich, zufrieden und von den erzielten Behandlungserfolgen begeistert. Neben den therapeutischen Anwendungen durch Dr. Gopika und den Masseur oder die Masseuse genoss Karin am morgen und am Abend Yoga und Meditationsübungen mit dem hauseigenen Yogalehrer. Karin schätzte im Geethanjali ganz besonders die familiäre Atmosphäre, sie fühlte sich umsorgt aber dennoch nicht die ganze Zeit bedrängt. Sie genoss die Ruhe und sagte, dass sie die Zeit auch brauchte, um sich zu erholen. Sie fand auch wieder einmal Zeit, um zu lesen und auf der Dachterrasse liess es sich so wunderschön den Gedanken nachhängen.
Vielleicht fragt ihr euch nun, was wohl in mich gefahren sei, dass ich so sehr vom Geethanjali schwärme. Ich versuche, es euch einigermassen zu erklären: wir haben hier einen Ort und Menschen gefunden, welche auf ihre Weise eine positive Energie ausstrahlen, welcher man sich einfach nicht entziehen kann. Dr. Gopika ist für mich DER begnadete Ayurveda-Arzt, welcher kompromisslos der traditionellen ayurvedischen Philosophie nachlebt, wie sie in den Veden und den relativ spärlichen Unterlagen in Sanskrit und den umfangreicheren Schriften in malayalam verankert ist. Der grösste Teil seines Wissens ist von seinen Vorvätern übermittelt. Dazu kommen seine eigenen Erkenntnisse aus dem Studium und aus der langjährigen Erfahrung als praktizierender Ayurveda-Arzt. Als Hindu mit einer überaus hohen Ethik unterzieht er sich immer wieder dem Rat seines Astrologen. Er besucht und verrichtet seine Gebete in den Tempeln und in seinem Madom, verehrt aber auch Christus, weil er im Gegensatz zu den Tausenden von indischen Göttern der einzige sei, welcher alle Schulden und Leiden auf sich nehme, wogegen die indischen Götter immer nur strafen. Er erzählt solche Erkenntnisse mit einer Selbstverständlichkeit, welche mich immer wieder erstaunt - und mich auch zum denken anregt. Der Hindu lebt echt mit seinen Göttern, sie sind für ihn allgegenwärtig und nicht nur Geschichte oder religiöse Handlung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dies zu verstehen braucht für mich noch lange Zeit und zeigt mir immer wieder auf, wie grundverschieden die indische Kultur zur westlichen ist. Geethanjali ist für Yvonne und mich aber auch ein Hort der Ruhe geworden. Vielleicht tönt es unglaublich, aber man spürt förmlich die höheren energetischen Schwingungen im Madom. Das Gefühl für Zeit und Raum verändert sich zugunsten eines universalen Denkens.
Ich bin durch die Denk- und Lebensweise von Dr. Gopika zur Erkenntnis gelangt, dass zwischen der gelebten ayurvedischen Philosophie und deren Heilmethoden und den heute in den meisten der vielen Resorts und Massage-Instituten angeboten Therapien Welten liegen. Weshalb? Die Antwort ist ganz einfach: es ist das streben nach Geld. Was heute unter dem Begriff Ayurveda läuft, ist hier in Kerala an den meisten Orten kommerziell begründetes Entertainment mit wohltuender Wirkung. Im Westen, wo es neuerdings unter der wohlklingenden Bezeichnung Wellness angeboten wird, ist es fast ausnahmslos Scharlatanerie. Ich weiss, meine Beurteilung tönt hart, aber sie entspricht den Tatsachen.
Jetzt stellt sich zwangsläufig die Frage: wer kann es sich denn in der heutigen Zeit überhaupt leisten, Ayurveda in der wahren traditionellen Form zu vermitteln? So, wie ich es vorgängig beschrieben habe, gibt es viel zu wenig Geethanjalis oder Gopikas. Also muss mit einer Art Kompromiss versucht werden, Ayurveda kommerziell zu vermitteln. Das ist an und für sich nichts Unehrenhaftes, solange die Heilmethoden und die zur Anwendung gelangenden Zutaten der ayurvedischen Lehre entsprechen. Wenn aber der Kommerz als Mittel zum Zweck eingesetzt wird und die Gäste oder Patienten unter dem Missbrauch des Begriffes Ayurveda mit billigen Oelen durch mittelmässig oder kaum ausgebildetes Personal zu übersetzten Preisen massiert werden, dann wird Ayurveda unglaubwürdig; es wird auf eine unter vielen anderen Massagemethoden herunterreduziert. Das gilt in vermehrtem Masse auch dann, wenn clevere Geschäftsleute oder Hotelbesitzer sich indische Ayurveda-Aerzte und indisches Personal nach Europa holen, um das Ayurveda-Angebot authentisch und traditionell erscheinen zu lassen. Ja, mit der Gesundheit lässt es sich immer gute Geschäfte machen und die Scharlatane vermehren sich im Handumdrehen. Und diejenigen, welche sich ehrlich bemühen, das ayurvedische Gedankengut zu vermitteln und echte Therapien anzubieten, die müssen ohnmächtig zusehen, wie sie von der Konkurrenz überrundet werden, solange der Konsument noch nicht in der Lage ist, Vergleiche zwischen echt und unecht anzustellen.
Damit beende ich meine heutigen Gedanken zu Ayurveda und wünsche euch gute Gesundheit und Gelassenheit in eurem Alltag, begleitet von meinen besten Grüssen.
Hans Müller
1. Juli 2006
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